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Montag, 12. Oktober 2015

Die Sache mit Hund und Kind...

Eigentlich hatte ich ja vor mal was darüber zu schreiben wie gut das doch inzwischen klappt mit unseren Hunden und dem Baby.
Vorletzte Woche will ich gerade anfangen, als es plötzlich einen Radau gibt, Noela flitzt unterm Schreibtisch vor, das Baby heult. Ich nehm' das Kind hoch und sehe Blut... riesen Schreck natürlich! 
Leicht in Panik schau' ich mir das Kind genauer an. Noela hat sie definitiv erwischt, sie hat Zahnabdrücke an der Wange und unterm Auge blutet sie leicht. 
Scheiße! Was jetzt? Erstmal zum Kinderarzt...aber ich hab kein Auto. Also Dominik anrufen ob er kommen und mit uns zum Arzt fahren kann oder ob wir ein Taxi nehmen sollen. Natürlich macht er sich gleich auf den Heimweg. Was nun? Schonmal beim Arzt bescheid geben. Geht keiner ran. Kein Wunder, es ist ja noch vor 8 Uhr. Bleibt nur abwarten bis Dominik kommt. 
Während ich mich und das Baby anziehe, überschlagen sich meine Gedanken. Wie konnte das eigentlich passieren? Hoffentlich ist es nur eine Schramme! Und vor allem: Verdammt, der Hund hat das Kind gebissen! Das wars jetzt für Noela...alle werden sagen sie ist ein zu großes Riesiko für das Baby und ich muss sie weggeben. Wie konnte ich es nur soweit kommen lassen? Warum hab ich nicht besser aufgepasst? Es ist ja keine Geheimnis, dass Noela sich nicht ganz wohl fühlt wenn das Baby nach ihr greift. Sie hat schon ein paarmal nach dem Kind geschnappt bei solchen Gelegenheiten. Ich wusste, dass ich da aufpassen muss. Warum habe ich nicht bemerkt, dass das Kind und der Hund unbehaufsichtigt unter'm Schreibtisch sind?
Inzwischen stehe ich weinend in der Küche, das lädierte Baby auf dem Arm und warte auf Dominik. Wenigstens sickert zu mir durch, dass das Kind schon wieder fröhlich ist und vermutlich nichts Ernsthaftes hat. Aber die Sorge um den Hund und die Folgen dieser Sache für sie lassen keine wirkliche Erleichterung zu. 
Auf dem Weg zum Arzt meint Dominik wir müssten jetzt mal über Noela reden. Ich denke natürlich er will mir nahelegen sie abzugeben, fange wieder an zu heulen und bitte ihn erst später darüber zu reden. Mit ein wenig Abstand. 
Der Arzt desinfiziert die Stelle unterm Auge, die schon längst aufgehört hat zu bluten und meint es sei nichts schlimmes. Auch er merkt zwar an, dass der Hund, der dafür verantwortlich ist wohl kein Familienhund sei, und seiner ja niemals seine Kinder beißen würde, aber macht keine Andeutungen man sollte so einen Hund zur Sicherheit des Kindes lieber weggeben. Er scheint es auf die Rasse zu schieben. Nach der Auskunft es handele sich um einen Spitz-Mix nickt er nur wissend. Was auch immer ihm das zu sagen scheint. 
Dominik gibt in der Firma bescheid, dass er den rest des Tages im Home Office bleibt und wir fahren nach Hause. Auch jetzt vermeide ich ein Gespräch über Noela. 
Den ganzen Nachmittag bin ich dauernd am weinen. Immer wenn ich mein Kind anschaue denke ich es ist unverantwortlich sie der Gefahr auszusetzten, dass das wieder passiert. Vielleicht mit ernsthafteren Folgen. Und dann muss ich anfangen zu weinen, weil ich den Gedanken so schrecklich finde den Hund abgeben zu müssen. 
Erst am Nachmittag schafft es Dominik mich zu einem Gespräch zu bringen. Ich bin ein wenig erleichtert, dass er nicht gleich vor hat den Hund wegzugeben. Eine Chance würde sie schon noch bekommen. Ich sehe es eher als eine Chance für mich. Dafür zu sorgen, dass sowas nicht nochmal vorkommen kann. Doch das Gefühl, dass es da keine 100%ige Sicherheit gibt belastet mich immer noch.
Zum Glück haben wir an dem Abend sowieso einen Termin bei unserer Hundetrainerin. Von ihrer Einschätzung wollen wir unsere entgültige Entscheidung abhängig machen. Zu meiner Überraschung erwähnte auch sie nicht einmal die Möglichkeit den Hund abzugeben zu müssen. Sie gibt uns mehrere Tipps und Trainingsanregungen und macht klar, dass wir nun dafür sorgen müssen, das Noela und Kaylee niemals gemeinsam im selben Zimmer sind, wenn nicht einer von uns die Beiden beobachtet. Und das hieße wirklich nichts anderes tun als Hund und Kind beobachten, Noela belohnen wenn sie entspannt reagiert und dafür sorgen, das Kaylee den Hund nicht zu sehr bedrängt. 
Sobald man sich mit etwas anderem beschäftigt, muss der Hund mit einem Türgitter vom Kind getrennt werden.
Klingt vernünftig und ich bin ein wenig erleichtert, dass die Traierin glaubt man könnte einen weiteren Vorfall mit den geeigneten Maßnahmen verhindern. 
Noela darf also bleiben! Langsam fällt die Sorge von mir ab, die ich den ganzen Tag mit mir herumgetragen habe. 
Nach dem Treffen mit der Trainerin haben wir einen Kurs zum Thema Karte & Kompass für die Hundestaffel. 
Auch da bekommt Kaylee zwar mitleidige Aufmerksamkeit von den anderen Staffelmitgliedern für ihre Verletzung, aber niemand sagt etwas über Noela oder empfielt gar sie abzugeben.
Auch Freunde oder Familienmitglieder, die in den nächsten Tagen von dem Vorfall erfahren sagen kein Wort über den Hund. 
Langsam halte ich mich für hysterisch, dass ich mir solche Sorgen gemacht habe. 
Doch ich hoffe einfach, dass eben alle wissen, dass sie kein Recht haben uns da reinzureden. Weil nur wir die Situation gut genug einschätzen können um eine angemessene Entscheidung treffen zu können. 
Denn verharmlosen sollte man einen solchen Vorfall mit Sicherheit nicht! Aber ich bin sehr erleichtert, dass ich unsere Entscheidung Noela zu behalten und weiter an der Problematik zu arbeiten, noch vor niemandem rechtfertigen musste. 
Drei Tage später waren auch schon fast alle Spuren des Vorfalls aus Kaylees Gesicht verschwunden. Die Regenerationsfähigkeit von Babies ist einfach unglaublich...

2 Kommentare:

  1. Unfälle passieren nun mal, oder, wie Forest Gump sagt "shit happens"....

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  2. Blinder Aktionismus oder Vorwürfe dienen meist nur dazu die eigenen Spannungen und Ängste abzubauen und zu verarbeiten.
    Sie sind der Sache normalerweise aber nicht dienlich.

    Ich denke ihr habt alles Richtig gemacht. Die Ruhe bewaht, darüber geredet (sogar mit anderen), und die Situation analysiert. Das ist viel mehr, als die meisten anderen zuwege bringen.

    Also macht die keinen Kopf.

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