Dieser Erfahrungsbericht ist für alle, die sich ebenfalls überlegen eine Hausgeburt zu machen oder sich auch einfach so für den (möglichen) Ablauf einer natürlichen Geburt interessieren.
Wir kamen eher unvorgesehen zu unserer Hausgeburt. Nachdem wir im 5. Schwangerschaftsmonat nach Nordschwaben zogen, machte ich mich schnell auf die Suche nach einer Hebamme. Zum Glück fand ich noch eine, die Kapazitäten für einen weiteren Schützling hatte und auch bereit war bis zu uns zu fahren. Ich wollte eigentlich in ein Geburtshaus gehen, doch in der Gegend in die wir gezogen waren, gab es leider keines. Meine Hebamme schlug mir daraufhin eine Hausgeburt vor. Sie hat schon einige Jahre Erfahrung und auch schon sehr viele Hausgeburten begleitet, und so beschlossen wir es zu versuchen.
Schon mal im Voraus: wir haben es nicht bereut! ;-)
Hier also mein Erfahrungsbericht:
Nachdem ich schon seit Donnerstag immer unangenehmere Wehen
hatte, die aber noch weit auseinander lagen, begann auch der Samstag vor der
Geburt wieder mit unregelmäßigen Schmerzen im Unterleib. Wie schon die Tage
vorher nahm ich am Vormittag ein warmes Bad um mich zu entspannen. Danach
wurden die Schmerzen kurzzeitig stärker und kamen in kürzeren Abständen. Ich
hatte gelesen, dass das ein Zeichen der beginnenden Geburt sein könnte und so
fing ich an die Abstände zwischen den Wehen zu messen. Mein Mann und ich
verbrachten den Nachmittag mit Brettspielen, die immer wieder von Wehen
unterbrochen wurden. Die Stärke variierte, genauso wie die Abstände, die
ungefähr zwischen 9-14 Minuten schwankten. Nach einer Weile wollte ich auf
Nummer Sicher gehen und rief bei meiner Hebamme an. Sie sagte mir die Wehen müssten
schon noch um einiges stärker werden und in geringeren Abständen kommen bevor
wir davon ausgehen könnten das es losginge. Also warteten wir ab. Ich versuchte
mich abzulenken, was mir nicht wirklich gelang, und machte mir Sorgen, dass ich
vielleicht noch tagelang mit diesen Wehen aushalten müsste bis das Baby endlich
käme. Immerhin war am Tag darauf, am Sonntag, erst der berechnete Geburtstermin
und mir war bewusst, dass viele Erstgebärende diesen Termin um einige Zeit
überschreiten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wehen bereits deutlich
unangenehmer geworden. Das Ziehen im Unterleib ging mit Schmerzen im unteren
Rücken einher und weder stehen, noch sitzen noch liegen brachte irgendeine Erleichterung.
Im Laufe des Nachmittags verkürzten sich die Abstände auf 5-8 Minuten und so
rief ich erneut bei der Hebamme an. Immer noch unsicher ob es nun bald richtig los
ginge oder nicht. Sie sagte sie würde mal vorbei kommen um sich selbst ein Bild
zu machen. Die Untersuchung ergab einen 3 cm geöffneten Muttermund, doch sie meinte immer noch, dass die Wehen nicht stark genug wären und so fuhr sie
wieder nach Hause. Doch es dauerte nicht lange bis sich tatsächlich eine
deutliche Intensivierung der Schmerzen einstellte. Das besonders Unangenehme
war aber vor allem, dass die Schmerzen zwischen den Wehen zwar weniger wurden,
aber nie ganz aufhörten. Schon nach weniger als zwei Stunden nachdem unsere Hebamme wieder gefahren war rief mein Mann sie erneut an.
Als sie wieder vorbei kam sah sie gleich, dass es sich jetzt
wohl um richtige Geburtswehen handelte. Eine weitere Untersuchung ergab, dass
mit mir und dem Kind alles in Ordnung war und ich begab mich zu meinem zweiten
Bad an diesem Tag. Das warme Wasser trug tatsächlich zur Entspannung und damit
wohl auch zur Schmerzlinderung bei und so blieb ich eine ganze Weile im Bad bis
sehr heftige Presswehen einsetzten. Gleichzeitig wurde mir plötzlich schlecht und ich gab das Wenige, das ich an dem Nachmittag gegessen hatte gleich wieder von mir. Meine Hebamme riet mir doch lieber aus dem warmen
Wasser zu kommen, da dieses die Wehen verstärken könnte. Tatsächlich wurden die
Presswehen wieder schwächer nachdem wir ins Wohnzimmer umgezogen waren, wo mein
Mann bereits alles für die Geburt vorbereitet hatte. Am Boden war eine Matratze
mit wasserdichtem Bezug platziert, die Kiste mit den Dingen von der Hausgeburts-Liste
stand auf dem Tisch und im Ofen brannte ein warmes Feuer. Mein Mann wurde von
der Hebamme auf einem Stuhl vor der Matratze platziert und ich durfte mich auf der
Matratze kniend mit den Armen auf seinen Beinen abstützen. So gehalten kamen
und gingen die nächsten Wehen. Ohne jegliches Zeitgefühl ließ ich mich von
meiner Hebamme dirigieren, die immer mal wieder eine leicht veränderte Stellung
vorschlug. Mal das rechte Bein aufgestellt, mal das linke, mal die Arme
ebenfalls auf die Matratze gestützt. Letztendlich fand ich es aber am
angenehmsten mich bei meinem Mann abzustützen. So konnte ich mich während der Wehen
an ihm festhalten (der Arme hat einige blaue Flecken und Kratzer abbekommen
fürchte ich), was mir ein Gefühl der Sicherheit gab. Die Hebamme überprüfte immer
mal wieder den Herzschlag des Babys und sah nach wie weit es schon vorangekommen
war. Nach einer Weile überredete sie mich, mich nochmals ins Bad zu begeben und
mich auf die Toilette zu setzten. Weil man dort eine gute Position hat und es
eh gewohnt ist zu Pressen, erklärte sie uns. Ein wenig unangenehm war mir das
alles zwar schon, aber ich befolgte ihren Rat und es dauerte tatsächlich nicht
lange bis ich den Kopf des Babys schon spürte. Der Weg zurück ins Wohnzimmer
war seltsam. Ich versuchte breitbeinig zu laufen aus Angst das Baby wieder
zurück zu schieben oder zu zerdrücken. Außerdem zitterten meine Bein- und
Armmuskeln inzwischen von den Anstrengungen, was den Weg die Treppe hinauf nicht
angenehmer machte.
Oben angekommen begann der letzte Teil der Geburt. Auch hier
kann ich nicht mehr sagen wie lange er dauerte. Die letzten paar Wehen waren
besonders seltsam (durch das Gefühl des Köpfchens zwischen den Beinen) und auch
schmerzhaft. Besonders die Schmerzen im unteren Rücken wurden so stark, dass ich das Gefühl hatte mein Rückrat würde an dieser Stelle bald brechen. Ich hatte nicht das Gefühl das es voran ging, doch dann war es
ganz plötzlich vorbei. Von einem Moment auf den Anderen hörten die Schmerzen
auf und zwischen meinen Beinen lag ein kleines Baby. Diesen Moment werde ich
nie vergessen. Obwohl man ja seit Monaten weiß, dass ein kleiner Mensch in einem
heranwächst und auch das dieser bald zur Welt kommen wird, überkam mich ein
Gefühl der Überraschung und des Staunens.
So wurde unsere Tochter pünktlich am errechneten Termin, dem
1.2.2015, um 1:30 geboren.
Leider hatte ich bei der Geburt einen hohen Scheidenriss,
der nicht aufhörte zu bluten. Da die Hebamme eine solche Verletzung vor Ort nicht
nähen konnte, musste ich dann doch noch ins Krankenhaus gebracht werden.
Nachdem die Nachgeburt ebenfalls nach leichten Kontraktionen geboren war,
stellte sie die ungewöhnlich starke Blutung fest, rief gleich einen
Krankenwagen und leitete erste Maßnahmen ein um die Blutung zu stoppen.
Mir ging es damit trotzdem super. Die Schmerzen waren vorbei und ich war eventuell etwas benebelt durch den Blutverlust. Ich hatte natürlich auch genug Zeit mein Baby in den Arm zu nehmen (trinken wollte sie da noch nicht so richtig) bevor der Krankenwagen kam.
Danach fängt eher die Geschichte meines Mannes an, der mir mit unserer neugeborenen Tochter ins Krankenhaus folgen musste. Natürlich sprang unser uraltes Auto bei der Kälte gar nicht erst an und er musste mit dem alten Wohnmobil meiner Mutter und der Babyschale auf dem Beifahrersitz durch den Schneesturm (er besteht darauf, dass es ein Schneesturm war) zum Krankenhaus fahren.
Aber das ist eine andere Geschichte denke ich ;-)
Trotz dem nicht ganz optimalen Ende war es aber eine unkomplizierte und schnelle
Geburt (wie aus dem Bilderbuch laut unserer Hebamme). Mein Mann und ich glauben beide, dass die ruhige Umgebung und die
Vertrautheit der eigenen vier Wände und natürlich der Rat und die Ermunterungen unserer Hebamme immer mal wieder verschiedene Geburtspositionen einzunehmen, maßgeblich dazu
beigetragen haben. Wir hatten auch nicht den Stress zu entscheiden ab wann man
denn jetzt ins Krankenhaus fahren sollte, sondern konnten ganz ruhig von zu Hause
aus bei unserer persönlichen Hebamme anrufen und sie um Rat fragen und ihr die Entscheidung
überlassen wann denn jetzt der richtige Zeitpunkt sei vorbei zu kommen.
Zusammengefasst war es eine schöne Erfahrung und wir würden
uns jederzeit wieder für eine Hausgeburt entscheiden.
PS: Natürlich habe ich den Bericht schon ein paar Wochen nach der Geburt geschrieben, doch dann habe ich ganz vergessen ihn auch zu veröffentlichen. Darum die Verspätung ^^"